Die Zuchtgemeinschaft für Eurasier trauert um ihr Ehrenmitglied Edith Marahrens, die am 03.03.2023 in Ratzeburg verstarb. Bis zuletzt konnte sie in ihren eigenen vier Wänden bleiben und alleine ihren Tagesablauf bestimmen. Auch wenn verschiedene Krankheiten ihren Unternehmungsgeist sehr einschränkten, so kam ihr Ableben doch für uns alle unerwartet.
Familie Marahrens erwarb mit Arnika vom Glindhorst 1979 ihre erste Eurasierhündin und wurde Mitglied unserer Zuchtgemeinschaft für Eurasier e.V. (ZG).
In der damals noch sehr überschaubaren Gruppe engagierter Eurasierbesitzer der ZG interessierte sich Edith Marahrens intensiv für die Eurasierzucht. Durch Charlotte Baldamus (v.Jägerhof), Dr. Werner Schmidt (v.Birkenbruch) und Heide Zachradnik (v.Stratenhof) kam sie aufgrund ihres Zuchtinteresses und ihres Wissens um die Tierzucht schnell zum hochengagierten Kreis der ZG-Züchter. In ihrer Zuchtstätte von den Sander Tannen wurden von 1981 bis 1999 acht Würfe liebevoll groß gezogen. Ihre letzte, im November 2022 15 ½ jährig verstorbene, Hündin Bronja hielt sie nicht für zuchttauglich, so dass keine weiteren Sander Tannen-Würfe fielen.
Edith Marahrens engagierte sich nicht nur als kritische Züchterin, sondern auch über mehr als 30 Jahre im Zuchtausschuss der Zuchtgemeinschaft. Ebenso lange wirkte sie als Zuchtwartin und Ansprechpartnerin für alle Zucht- und Eurasier-Interessierten der ZG, insbesondere im Norden.
Legendär waren die von ihr in der Lüneburger Heide und später an der Elbe organisierten Regionaltreffen für Eurasierfreunde: achtzig, neunzig, ja oftmals mehr als 100 Eurasier, auch aus den Partnerklubs, trafen sich mit ihren Besitzern zum Kennenlernen, Spazierengehen und zum Meinungs- und Erfahrungsaustausch.
Immer wieder reisten auch Eurasierfreunde aus weiter Entfernung gen Norden zu den Treffen, weil es einfach interessant war, so viele Eurasier und ihre Menschen gleichzeitig zu treffen, so viel über so viele Eurasier an einem Tag zu erfahren und durch persönliche Begegnungen auch die Verwandtschaft der Hunde untereinander zu bestaunen.
Knapp 20 Jahre war Edith Marahrens zudem Mitglied der Zuchtleitung der ZG (gemeinsam mit Alfred Müller und Gisela Aach) und setzte sich immer für auf neuestem Wissen basierte Zucht gesunder, „typischer“ Eurasier ein. Unvergessen sind die vielen gemeinsamen Fahrten der Zuchtleitungsmitglieder zu den jährlichen Kynologischen Tagungen in Stuttgart/Uni Hohenheim oder zu interessanten Vorträgen namhafter Kynologen. Insbesondere bei den sich anschließenden langen, abendlichen Diskussionen über die Anwendbarkeit des neuen Wissens für unsere Eurasier, setzte sich Edith Marahrens nachdrücklich dafür ein, unser Vorgehen in der Eurasierzucht immer wieder auf den Prüfstand zu stellen.
2010 wurde ihr mit einstimmigem Beschluss der Mitgliederversammlung die Ehrenmitgliedschaft der Zuchtgemeinschaft für Eurasier verliehen.
2016 beendete sie dann ihre aktive Mitarbeit im Zuchtausschuss der ZG.
Edith Marahrens hat sich um die Eurasierzucht und die Zuchtgemeinschaft für Eurasier verdient gemacht!
Unsere herzliche Anteilnahme gilt ihren Kindern, Enkelkindern und den Freunden der Familie.
Für den Vorstand und alle (ehemaligen) Aktiven der Zuchtgemeinschaft für Eurasier
Klaus Kellner, ehem. 1. Vorsitzender
(Text Gisela Aach, Bilder Kai Wegner, Alfred Müller)
Ganz persönlich:
Liebe Edith,
nun bist du, meine gute Freundin, einfach voraus gegangen.
Bei jedem Telefonat verabschiedeten wir uns in letzter Zeit: Hoffentlich bis bald! Wir waren uns nur allzu bewusst, dass die gemeinsame Zeit kürzer wird. Aber in jedem Gespräch ging es noch immer um unsere geliebten Eurasier. Deine Bronja, meine Ela, damit begann das „Hundegespräch“. Jedes Mal fragtest du nach Neuigkeiten aus der Eurasier-Szene.
Auch wenn du in den letzten Jahren keine Eurasiertreffen mehr besuchen konntest, so war dein Interesse an allem, was den Eurasier betrifft nach wie vor groß. Wer ist als Züchter dazu gekommen, welche „alten“ Zuchtstätten haben Würfe, wie geht es speziell diesem oder jenem Eurasier mit seinem Menschen?
Noch immer konnten wir locker eine Stunde miteinander über unser Lieblingsthema ratschen ohne dass uns die Zeit lang wurde.
Wie werden mir diese Telefonate mit dir, liebe Edith, fehlen.
Unsere langjährige, wunderschöne Freundschaft, wie ging das eigentlich los?
Als du deinen ersten Wurf plantest, planten wir unseren ersten Eurasier – das dauerte damals ja ein Weilchen. Über Frau Baldamus und die Treffen bei ihr lernten wir uns kennen. Sehr zurückhaltend wir beide damals: Du, der für mich schon erfahrene Eurasiermensch, ein „vornehmes Nordlicht“ dazu, und ich, die eher spontane Rheinländerin mit einem Rüden, zu dem Frau Baldamus damals sagte: „Ein schöner Eurasier, freuen Sie sich dran.“ Du hast mich dann schnell aufgeklärt, dass damit nicht der schönste aller Rüden gemeint war, sondern, naja, er geht schon so… Da wurde auch die Rheinländerin etwas zurückhaltend.
Dennoch, diese selbstverständliche Offenheit, die Ehrlichkeit miteinander, das verband uns von Anfang an, wir wussten, was wir aneinander hatten.
Damals telefonierte man noch kurz, es kostete Geld, und schrieb lange Briefe. Auf Antwort wartete man geduldig auch schon mal 3-4 Wochen, verwunderlich, dass wir in Kontakt blieben. Aber uns beide hatte wohl der Bazillus eurasiensis stark infiziert, denn trotz aller Entfernung trafen wir uns immer wieder auf den unterschiedlichsten Eurasiertreffen landauf, landab.
Wir konnten wunderbar schriftlich und im persönlichen Gespräch über den schönsten Eurasier und die beste Wurfplanung diskutieren, oftmals auch sehr konträr, aber jeder immer mit guten Argumenten und kompromissbereit.
So entwickelte sich unsere Freundschaft weit über die Eurasier hinaus. Dazu kam, dass unsere Männer sich auch ganz nett fanden, was uns beiden Mädels einigen Freiraum verschaffte. Die Herren hatten ihre Themen und wir konnten uns intensiv der geliebten „Köterwirtschaft“ widmen. Das Rentenalter bescherte uns die Möglichkeit längerer gegenseitiger Besuche, die mir/uns sehr fehlen werden.
So kamen eben als „Hobby“ auch viele, viele gemeinsame Jahre im Zuchtausschuss der ZG und fast 20 Jahre ZG-Zuchtleitung gemeinsam mit Alfred Müller zusammen. Wir drei haben 2016 den Schlusspunkt für die aktive Arbeit in der ZG gesetzt, aber wir fanden in den letzten Jahren noch immer viele uns gemeinsam interessierende Gesprächsthemen.
Liebe Edith, mir bleibt nur DANKE zu sagen für deine langjährige, offene und liebevolle Freundschaft. Wo auch immer du bist, wir sehen uns mit all unseren Eurasiern wieder, bis dahin: Tschüss!