Die planmäßige Zucht des Wolf-Chows
Nun, wie ist das, wenn man eine Zucht aufbauen will? Man definiert ein Zuchtziel und man entscheidet sich für eine Methode nach der man vorgehen will, um dieses Zuchtziel zu erreichen.
Julius Wipfel hat sein Zuchtziel wie folgt definiert:
Es soll ein Polarhundtyp sein, mit schönen, attraktiven Farben und einem reizvollen, unseren Verhältnissen angepassten Wesen. Es soll ein eigenständiger, vom Wolfspitz und Chow-Chow abgegrenzter Typ sein.
Exkurs Zuchtplan
Ausgehend von der Kombination verschiedener Paare, die möglichst viele der erwünschten Merkmale bereits mitbringen, können folgende grundsätzlichen Methoden zur Anwendung kommen: Methode A Systematische Verpaarung der Ausgangstiere untereinander, rotierend, also A x B, C x D, E x F, dann A x D, C x F, E x B usw. - so oder ähnlich - und Weiterzucht mit den besten F1-Ergebnissen. Diese Methode scheidet wohl in der reinen Form bei kleinen Hundpopulationen aus, da zu viele, unterschiedliche Tiere anfallen - die zudem auch noch gut untergebracht werden müssen. Sie eignet sich mehr für Hühner- und Kaninchenzüchter o.ä., die dann sehr praktische Lösungen für den entstehenden Überfluss finden, welche Hundezüchtern nicht zugänglich sind… Methode B Inzestzucht mit geeigneten F1-Nachkommen innerhalb der eigenen Gruppe mit strenger Selektion, später Verpaarungen der besten Tiere der Linie mit den besten der anderen Linien usw. Diese Methode stellt für kleine Populationen einen eher angemessenen und wirksamen Start dar, ist aber leider nur den "vom Glück verfolgten Kennern und Könnern" vorbehalten. Sie führt zu raschen Ergebnissen, kann aber nur über wenige Generationen fortgeführt werden. Anschließend ist, wegen der dramatisch ansteigenden Homozygotität (Erbgleichheit), eine Genpoolerweiterung mit Tieren anderer, im Idealfall parallel gezüchteter Linien erforderlich, die ebenfalls die erwünschten, jedoch nicht herkunftsgleichen Merkmale tragen, also nicht verwandt sind. |
Die für den Zuchtplan ausgewählten drei Chow-Chow-Rüden, zweimal rot, einmal schwarz, bezeichnete Wipfel als doggenhaft und schwerknochig, die vier Wolfspitz-Hündinnen (seine eigene Hündin und drei Töchter aus deren A-Wurf) alle spitzhaft, leichtknochig und grau. (siehe Wipfel, "20 Jahre Eurasierzucht", 1980). Zwei der vier eingesetzten Wolfspitze wurden zweimal mit unterschiedlichen Rüden aus der gleichen Rüdengruppe eingesetzt.
Der erste Wurf fiel am 22. Juni 1960
Zwingername/Wurfdatum |
Ursprungsverpaarung |
F1 - Generation |
B von der Bergstraße 22.06.1960 Julius Wipfel |
Aroko vom Felsensteig (R), Chow- Chow (rot) Bella von der Waldmühle (H), Wolfsspitz |
R: Buc H: Bärle, Bessy |
Avom Hexenturm 06.04.1961 Ulrike Rosenkranz |
Pollo-Pong Ko-San-Lo (R), Chow- Chow (rot) Annet von der Bergstraße (H), Wolfsspitz |
R: Arko, Amor H: Anuschka, Anja |
B vom Jägerhof 17.12.1961 Charlotte Baldamus |
Pollo-Pong Ko-San-Lo (R), Chow- Chow (rot) Asta von der Bergstraße (H), Wolfsspitz |
R: Björn, Billi, Brumbo, Bari H: Berit |
C von der Bergstraße 20.09.1962 Julius Wipfel |
Igor Kwy-Chu-Florian (R), Chow- Chow (schwarz) Bella von der Waldmühle (H), Wolfsspitz |
R: Casan, Charly, Cuki H: Chiky, Caris |
B vom Hexenturm 28.11.1962 Ulrike Rosenkranz |
Igor Kwy-Chu-Florian (R), Chow- Chow (schwarz) Annet von der Bergstraße (H), Wolfsspitz |
R: Berno, Bongo |
B vom Weinheimer Schloss 29.08.1964 Martha Schell |
Igor Kwy-Chu-Florian (R), Chow- Chow (schwarz) Anka von der Bergstraße (H), Wolfsspitz |
R: Blaky, Berno H: Blanka, Britta |
Anmerkungen:
(1) Namen gem. Eurasier Datenbank der Zuchtgemeinschaft für Eurasier e.V.
(2) R = Rüde
(3) H = Hündin
(4) grün: Erzüchtung der F2-Generation mit Wolf-Chows der F1-Generation
(5) Der A-Wurf "vom Jägerhof" (Pollo-Pong Ko-San-Lo x Asta von der Bergstraße, 11.05.1961) ist bedeutungslos, da er leider mit vier Wochen in Folge einer Infektion verendete.
Der B-Wurf "vom Jägerhof" ist bei dieser Ursprungsverpaarung besonders hervorzuheben, da er aus heutiger Sicht als der wichtigste Wurf der Eurasiergeschichte betrachtet werden muss. Die Geschwister Brumbo und Berit vom Jägerhof waren die Stammeltern der Jägerhof-Linie, aus deren Nachzucht viele Eurasier-Zwinger gegründet wurden. Ja, man könnte heute sagen: Es gibt kaum einen echten Eurasier, der kein Jägerhof-Blut führt.
Insgesamt gab es also in den frühen Jahren sechs brauchbare F1-Würfe und die "Wolf-Chow- Zucht" wurde somit auf den Weg gebracht.
Allerdings entsprach die F1-Generation (= erste Kreuzungs-Generation) leider nicht so recht Wipfels Auslegung der Mendel'schen Gesetzgebung; er versuchte eine andere Klassifizierung der Ergebnisgruppen:
Typ I: Mischtypen
Typ II: Wolf-Dingo-Typen
Typ III: Polarhundtypen
Zur Weiterzucht wird der Typ III für brauchbar gehalten:
Weiterverwendung der F1-Hunde
Zwinger |
Rüde |
Hündin |
Bemerkungen |
|
A - Wachenburg |
Armor vom Hexenturm |
x |
Bärle von der Bergstraße |
|
E - Pflänzerland |
Berno vom Hexenturm |
x |
Assy von der Wachenburg |
|
B - Wachenburg |
Berno vom Weinheimer Schloß |
x |
Bärle von der Bergstraße |
keine Nachzucht |
C - Wachenburg |
Droll vom Jägerhof |
x |
Bärle von der Bergstraße |
|
C - Weinheimer Schloss |
Droll vom Jägerhof |
x |
Britta vom Weinheimer Schloß |
|
D - Weinheimer Schloss |
Conny vom Weinheimer Schloß |
x |
Britta vom Weinheimer Schloß |
Weiterverwendung der F1-Hunde im Zwinger vom Jägerhof
Zwinger |
Rüde |
Hündin |
Bemerkungen |
|
C - Jägerhof |
Brumbo vom Jägerhof |
x |
Berit vom Jägerhof |
F2 |
D - Jägerhof |
Brumbo vom Jägerhof |
x |
Berit vom Jägerhof |
F2 |
E - Jägerhof |
Brumbo vom Jägerhof |
x |
Cara-Lu vom Jägerhof |
Rückpaarung auf den Vater |
F - Jägerhof |
Brumbo vom Jägerhof |
x |
Berit vom Jägerhof |
F2 |
G - Jägerhof |
Brumbo vom Jägerhof |
x |
Cara-Lu vom Jägerhof |
F2-Rückpaarung auf den Vater |
H - Jägerhof |
Droll vom Jägerhof |
x |
Berit vom Jägerhof |
F2-Rückpaarung auf die Mutter |